Psychosomatik
Sie haben ein körperliches Problem und Ihr Arzt oder Ärztin findet keine Ursache dafür. Lassen Sie mich raten: Erst zum Zeitpunkt, als ihm/ihr nichts mehr einfiel, kam er oder sie auf „Das ist psychosomatisch.“
Die Psychosomatik beschreibt das Zusammenspiel von Körper (soma), Verstand und Seele (Psyche). Dieses Zusammenspiel findet immer statt, d.h. alle körperlichen Prozesse sind beeinflusst von seelischen Vorgängen und umgekehrt. Wenn es der Seele gut geht, ist der Körper gesünder. Geht es der Seele schlecht, dann geht es uns auch körperlich schlecht.
Das ist für viele Menschen erstmal irritierend, denn das Symptom, das sie an sich feststellen, fühlt sich überhaupt nicht psychisch an – im Gegensatz zu Panik, Angst, Trauer, Glück – sondern ganz und gar körperlich. Ja, es tarnt sich sogar wie ein echtes Körpersymptom, so dass man es zunächst einmal gar nicht unterscheiden kann. Dies führt auch häufig dazu, dass selbst Ärzte mit dem Bewusstsein für psychische Prozesse aufs Glatteis geführt werden. Außerdem kann man bei vielen Körpersymptomen nicht 100%-ig wissen, ob es eine körperliche oder eine psychische Ursache hat.
So können z.B. Rückenschmerzen Symptom einer körperlichen Erkrankung sein (infolge Fehlhaltung, Verschleiß der Bandscheiben, Infektionen, oder gar ein Tumor) oder durch Angst, Stress, Ärger psychisch verursacht sein. Ein Bluthochdruck kann entstehen, weil das Herz somatisch erkrankt ist, aber auch, weil wir über eine längere Zeit hinweg gestresst, gehetzt oder geängstigt sind.
Unter psychosomatischen Erkrankungen versteht man alle körperlichen Erkrankungen und Beschwerden, die durch psychische Belastungen bzw. Beschwerden verursacht wurden. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass ca. 25% aller Patienten, die einen Hausarzt aufsuchen, unter psychosomatischen Beschwerden leiden.
Leider dauert es oft lange, bis der Patient oder die Patientin darauf kommt (seltener auch, vom Arzt darauf gebracht wird), dass seine/ihre Beschwerden seelisch, also psychotherapeutisch behandelt werden müssen und er/sie die Beschwerden mit Medikamenten oder gar Operationen nicht lindern oder heilen kann.
Typische psychosomatische Beschwerden sind neben den oben schon erwähnten Schmerzen im Rücken auch Schmerzen im Kopf, Nacken und Schultern, ferner Muskelverspannungen, Zähneknirschen (Bruxismus), Beschwerden im Magen-Darm-Bereich und erhöhte Infektanfälligkeit. Mit all diesen Symptomen (und es handelt sich hier nur um eine kleine Auswahl!) versucht der Körper, sein seelisches Befinden auf die einzige Art und Weise auszudrücken, die er hat: über körperliche Beschwerden. Es handelt sich also sprichwörtlich um ‚Körpersprache’ – dahinter stecken aber seelische Probleme, die nach ihrer ‚Übersetzung’ dringend bearbeitet werden sollten.
Sind z.B. Stress, Ärger und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz vorhanden, dann fühlt sich der Mensch überfordert und hilflos. Der Körper drückt den Druck dann z.B. in Rückenschmerzen aus. Es ist leicht verständlich, dass in diesen Fällen das Problem durch Spritzen oder Operationen nicht gelöst werden kann!
Nur eine Psychotherapie, in der die Betroffenen lernen, anders mit Stress, psychischen Belastungen umzugehen oder psychische Verletzungen zu verarbeiten, kann sie von ihrem Leiden befreien.
Wenn Sie den Eindruck haben (oder Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Sie darauf hingewiesen hat), dass Ihre Beschwerden psychosomatisch verursacht sind, dann zögern Sie nicht, sich psychotherapeutisch behandeln zu lassen.